Der US-Amerikaner John Cage gilt als einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Mit seiner Musik sprengte er die Grenzen des Musikverständnisses der 1960er-Jahre. Cage gilt als Mitbegründer der Happening- und Konzeptkunst in den USA und ist gleichermaßen Provokateur und Inspirateur einer internationalen Kunstszene.
Getrieben von dem Bedürfnis, der konventionellen Kunstproduktion und -rezeption zu entkommen, begann Cage Phänomene des Alltags wie Stille, Geräusche, Lärm und Zeit zu untersuchen. Er experimentierte mit Kompositionsprinzipien, die er auch auf seine performativen und Sprachkompositionen übertrug. John Cage öffnete den künstlerischen Gestaltungsprozess und lässt den Betrachter oder Zuhörer (immer noch) zu einem überraschten Akteur werden.
Cages kompositorischer Vorschlag ist stets ein Systementwurf, der auf einer strengen strukturellen Gliederung beruht, aber oft genug durch einen systematisch implantierten Zufall erweitert wird. Timo Ogrzal macht auf Seite 18 am Beispiel des ‚Vortrags über Nichts‘ deutlich: „Cages Schreiben und ihre darin angelegte Systematik zwischen Musik, Text und Performance bringt eine neue Form des medialen Transfers zur Darstellung, der mit der herkömmlichen Unterscheidung der Begriffe Musik, Text und Performance/Darstellung nicht hinreichend bestimmt werden kann.“