Karl Gerstner war als Schweizer Künstler und Grafikdesigner ein wichtiger Vertreter der ‚Schweizer Typografie‘. Obwohl er nicht mehr zur Generation der Pioniere wie Max Bill oder Paul Lohse gehörte, hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die ‚Schweizer Typografie‘ als ‚Swiss style‘ international bekannt und einflussreich wurde.
Er erweiterte die ‚Funktionale Typografie‘ ( Bill) zur ‚Integralen Typografie‘, „in der die Botschaft und ihre Form untrennbar miteinander verwebt sind und so die Idee, der Text und die typografische Darstellung zur inhaltlichen und visuellen Einheit werden lässt.“1 Gerstners (vor allem im typografischen Kontext) revolutionäre Idee des flexiblen Rasters ermöglichte eine Verdichtung von Schrift, Bild, Fläche und Farbe zu einer dynamischen kompositorischen Einheit. Seinen mathematisch beeinflussten Designansatz stellt er in dem 1963 erschienenen Buch ‚Programme Entwerfen‘ vor: das System als gestalterische Methode, als „universelles System zur Erarbeitung individueller Lösungen, womit er im beginnenden Computerzeitalter technologische Entwicklungen zu antizipieren vermochte“.2
Eine präzise Problembeschreibung und die systematische Entwicklung von Gestaltungsvarianten stellten für Gerstner essentielle Schritte im Designprozess dar – Methoden, die sich mittlerweile im Kommunikationsdesign etabliert haben: statische Zeichen werden von komplexen visuellen Systemen abgelöst.