Alle anzeigen

(Un)ordnung des Wissens

HAW Finkenau

Was passiert, wenn man eine Datenbank auf den Kopf stellt? Was, wenn wir als Gestalter*innen Entscheidungen an ein Programm abgeben? Wie verändert sich unsere Arbeitsweise, wenn wir uns nicht sicher sein können, wie das Ergebnis aussehen wird?

Diese Fragen haben uns im Workshop »(Un)ordnung des Wissens« beschäftigt. Bei einer Analyse von historischen und zeitgenössischen Büchern haben wir Attribute wie Abmessungen, Seitenanzahl, Bundbreite, Erscheinungsjahr etc. in eine Tabelle übertragen. So entstand eine umfangreiche Datenbank, mit deren Hilfe wir die hier gezeigten Plakate gestalteten.

Jeder von uns schrieb einen Algorithmus mit Basil.js, der für jedes Buch eine individuelle Plakatstudie innerhalb einer Serie erstellte. Dabei beeinflussten die zuvor gesammelten Kriterien die jeweilige Gestaltung. Beispielsweise bestimmte das Jahr der Veröffentlichung die Farben des Plakats oder die Anzahl der Buchseiten die Anzahl der gezeichneten Formen.

In einem solchen Prozess ändert sich unsere Arbeitsweise und unsere Beziehung zum Endprodukt. Wir arbeiten im Gegensatz zur herkömmlichen Gestaltung nicht direkt am eigentlichen Ergebnis, sondern legen nur einen Gestaltungsrahmen beziehungsweise ein Gestaltungssystem fest. Wir bestimmen die Regeln und Grenzen der Gestaltung und geben die Ausführung an den Computer ab. Sobald wir das System aufgestellt haben, entsteht nicht nur ein einzelnes Produkt, sondern eine unendlich große Anzahl möglicher Gestaltungen, die je nach definierten Bedingungen und zugrundeliegenden Informationen kleinere oder größere Differenzen aufweisen können.

Gestaltung formatiert Informationen und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf ausgewählte Aspekte. Dass Informationen jedoch nicht unbedingt in Zahlen, Tabellen oder Diagrammen dargestellt werden müssen, sondern uns auch subtiler und unterbewusst erreichen können, haben wir während des Workshops gelernt. 

Lässt man die Betrachter im übertragenen Sinne im Dunkeln stehen und erklärt nicht sofort, was etwas bedeutet, so werden sie vergleichen und eigene Überlegungen anstellen. Es beginnt eine wechselseitige Bereicherung und es kann ein Deutungsraum entstehen, der auf eine andere, eine emotionalere Art und Weise informieren kann. Fest steht: Kommuniziert wird immer.

 

Konzeption:
Lukas Siemoneit
Prof. Heike Grebin

 

Wintersemester 2018/19