Für die Mehrdeutigkeit

Marike Sauvant

Mein Thema ist die Mehrdeutigkeit der Dinge und deren Akzeptanz. Also die Ambiguitätstoleranz. Es geht um die Fähigkeit, eine widersprüchliche oder nicht eindeutig einzuordnende Situation zu tolerieren und zunächst zu akzeptieren. Dem gegenüber steht die Eindeutigkeit: Klare Sachverhalte und Situationen, die wir benennen und in Schubladen stecken können, was für uns sehr bequem ist. Deshalb neigen wir oft dazu, Situationen, in denen es Mehrdeutigkeiten gibt, nicht auszuhalten. Wenn es um strukturelle Diskriminierung geht, stoßen wir sehr oft auf Unklarhei-ten. Nehmen wir das Thema Mansplaining, denn hier zeichnet sich aus femi-nistischer Sicht ein wiederkehrendes Phänomen unserer Streitkultur deutlich ab. Die Grenzen des Mansplaining sind fließend und schwer zu definieren. Es geht darum, die Situation sensibel zu betrachten und Signale wahrzunehmen. Wenn eine Erklärung auf Augenhöhe stattfindet und erwünscht ist, ist es kein Mansplaining. Aber Augenhöhe ist keine definierte Größe und dieselbe Erklärung kann unter anderen Umständen als diskriminierend wahrgenommen werden. Es gibt kein klares Richtig und Falsch, da eine Beurteilung gemessen an den Umständen variiert. Es geht darum, diese Ambiguität wahrzunehmen und auszuhalten. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, Mehrdeutigkeit als Teil der Komplexität unserer sozialen Interaktionen zu erkennen und akzeptieren zu können. Ambiguität relativiert nicht, sie erfordert nur einen komplexeren Umgang.

Technik

After effects, Illustrator, Indesign, Photoshop