HN2W — commandments of procrastination

Noah Kortenbruck

Mit meiner Plakatserie möchte ich den Konsens einer auf Selbstoptimierung aus- gerichteten Arbeitsethik konterkarieren. Eine Arbeit des Zürcher Künstlerduos Peter Fischli und David Weiss aus dem Jahr 1991 ist dafür der antagonistische Ausgangspunkt. In ‹How To Work Better› stellten Fischli und Weiss zehn Regeln für zielorientiertes Arbeiten auf. Angeregt von einer, in einer thailändischen Fabrik entdeckten Arbeitsanweisung, entwickelten sie für die Fassade eines Züricher Bürogebäude ihr monumentales typografisches Pendant, das seit 2016 auch eine Fassade in Manhattan schmückt. In der Parallele zu den Zehn Geboten des Alten Testaments erscheint hier der Arbeitgeber als Gott und das Künstlerduo als Moses, der zwischen ihm und der arbeitenden Menschheit vermittelt. Diese Regeln, die für einen kapitalistischen Unternehmer unter dem Aspekt der erhofften Produktivitätssteigerung optimal sind, weben ein Narrativ der Selbstoptimierung, das jedoch selten der Realität entspricht. Um ein Gegengewicht zu dieser Erzählung zu schaffen, wird das Thema der Prokrastination aufgegriffen und typografisch umgesetzt. Dazu thematisiere ich Strategien der Prokrastination, deren allgemeine Bekanntheit den subversiven Geist von Fischli und Weiss betont und die Gebote ‹How To Work Better› als unternehmerische Ideologie entlarvt, obwohl sie idealistisch geschönt daherkommt. Denn wer möchte nicht besser arbeiten können? Die Zehn Gebote für unkonzentriertes und ineffizientes Arbeiten sind ein ironi-scher Kontrapunkt, der einen humorvollen, aber realistischen und nicht idealistisch verzerrten Einblick in den Arbeitsprozess von Menschen mit Konzentrations- und Antriebsschwäche gibt. Abschließend ließe sich die These formulieren, dass sich prokrastinierende Arbeiter:innen mehr oder weniger bewusst der zwingenden Logik von Ausbeutung und Optimierung entziehen.

Technik

After effects, Illustrator, Indesign, Photoshop