Positionen — Ich sag, Klaus … Ein Familiengedächtnis (Eva Mitschke)

Um die Erinnerungen festzuhalten, die das Wesen ihrer Großfamilie ausmachen, interviewte Eva Mitschke im Rahmen ihrer Masterarbeit ihre Großmutter und ihren Großonkel – die zwei ältesten Familienmitglieder – und übersetzte deren mündliche Zeitzeugenberichte in einen typografisch modellierten Erzählstrom, der sich durch Gedächtnislücken, Gedankensprünge, Widersprüche und Abschweifungen auszeichnet. 
 
Die Erzählungen der beiden Hauptprotagonisten werden durch kurze Nachfragen und Kommentare der Autorin unterbrochen und durch nachträglich hinzugefügte Informationen sowie Verweise auf zugehörige Bilder und Textstellen ergänzt. Es werden Erinnerungsorte und Begriffe hervorgehoben, die für die Familie von Bedeutung sind, Gedächtnislücken und Gedankensprünge gekennzeichnet. Sinnzusammenhänge, die im Erzählen auseinandergerissen wurden, werden durch Linien, teilweise über Seiten hinweg, neu verbunden. 
 
Der fließende Strom der Sprache wird so einerseits strukturiert. Das erleichtert, den Gedankengängen zu folgen. Andererseits offenbaren sich durch die typografische Bearbeitung Zusammenhänge in der Familiengeschichte, die im Zuhören nur schwer zugänglich sind. Mit dieser Arbeit wurde eine Darstellungsform für ein Familiengedächtnis erarbeitet, die anregt, zwischen den Zeilen zu lesen.
 
Auszug aus der Publikation: Stil System Methoden.