So entstand eine umfangreiche Datenbank, mit deren Hilfe wir die hier gezeigten Plakate gestalteten. Es wurden Algorithmen für verschiedene Plakatserien geschrieben, die jedes Buch anders interpretierten. Die gesammelten Kriterien beeinflussten direkt die jeweilige Gestaltung. Beispielsweise bestimmte das Jahr der Veröffentlichung die Farben des Plakats oder die Anzahl der Buchseiten die Anzahl der gezeichneten Formen.
In einem solchen Prozess ändern sich die Arbeitsweise und die Beziehung zum Endprodukt. Wir arbeiten nicht direkt am Ergebnis, sondern legen den Gestaltungsrahmen fest. Wir bestimmen die Regeln und Grenzen und geben die Ausführung an den Computer ab.
Sobald wir das System aufgestellt haben, entsteht nicht nur ein einzelnes Produkt, sondern eine unendlich große Anzahl möglicher Gestaltungen, die je nach definierten Bedingungen und zugrundeliegenden Informationen kleinere oder größere Differenzen aufweisen können.
Das Schreiben eines Codes steht im Kontrast zu der unmittelbaren Arbeitsweise mit Programm wie InDesign oder Illustrator. Entscheidungen, die eigentlich intuitiv getroffen werden sowie einfach zu bedienende Werkzeuge weichen einer stringenten Logik, die nur konkrete und absolute Anweisungen zulässt. Es scheint fast, als würde sich der Prozess der Programmierung zwischen uns und unseren Entwurf stellen. Es gibt keine direkte visuelle Resonanz und erst nach Ausführung des Codes wird das Ergebnis sichtbar.
Wir sind gezwungen, mehrere Gestaltungsschleifen zu durchlaufen. Nach jedem Durchlauf müssen wir auf das Ergebnis reagieren und entsprechende Änderungen an dem System vornehmen. Diese ent-emotionalisierte Herangehensweise eröffnet allerdings auch eine große Chance: Die Synergie eines gestaltenden Menschen, der instinktiv ästhetische Entscheidungen trifft und eines auf mathematischer Logik basierenden Systems lässt einen Bruch zwischen Empirismus und Rationalismus entstehen. Das entspricht unserem Zeitgeist und bringt uns dazu, einen Entwurf ständig zu hinterfragen und Grenzen neu auszuloten.
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Beim datenbasierten Gestalten stellt sich die Frage, inwiefern wir die gegebenen Informationen verarbeiten, anschaulich darstellen und erlebbar machen können und wollen. Hierbei ist essenziell, welche Aussage anhand der Informationen kommuniziert werden soll. Als emotionales Wesen mit einer begrenzten Aufnahmefähigkeit ist es uns unmöglich, sehr viele Eindrücke gleichzeitig aufzunehmen und rational einzuordnen. Wir vergleichen sie miteinander und aus verschiedenen Gründen berühren uns einige von ihnen, während andere uns kalt lassen.
Gestaltung formatiert Informationen und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf ausgewählte Aspekte. Dass Informationen jedoch nicht unbedingt in Zahlen, Tabellen oder Diagrammen dargestellt werden müssen, sondern uns auch subtiler und unterbewusst erreichen können, haben wir während des Workshops gelernt.
Lässt man die Betrachter im übertragenen Sinne im Dunkeln stehen und erklärt nicht sofort, was etwas bedeutet, werden sie vielleicht eigene Überlegungen anstellen. Es beginnt eine wechselseitige Bereicherung und es kann ein Deutungsraum entstehen, der auf eine andere, eine emotionalere Art und Weise informieren kann. Fest steht: Kommuniziert wird immer.