Die provokante und chaotisch anmutende visuelle Sprache von jungen Designer:innen scheint ein willkürliches Phänomen unserer Zeit zu sein. Wenn wir jedoch in die 1970/80er Jahre zurückblicken, sehen wir einflussreiche Gestalter:innen wie April Greiman (*1948), die selbstbewusst mit neuen digitalen Technologien experimentierte und damit gesellschaftliche und ästhetische Konventionen hinterfragte. Für Greiman war die antiautoritäre New-Wave-Bewegung jener Jahre in ihrer Formensprache «sehr weiblich». Und der Computer war «ein neues Paradigma, eine ‹magische Schiefertafel› zum Entwerfen, das eine…
Die provokante und chaotisch anmutende visuelle Sprache von jungen Designer:innen scheint ein willkürliches Phänomen unserer Zeit zu sein. Wenn wir jedoch in die 1970/80er Jahre zurückblicken, sehen wir einflussreiche Gestalter:innen wie April Greiman (*1948), die selbstbewusst mit neuen digitalen Technologien experimentierte und damit gesellschaftliche und ästhetische Konventionen hinterfragte. Für Greiman war die antiautoritäre New-Wave-Bewegung jener Jahre in ihrer Formensprache «sehr weiblich». Und der Computer war «ein neues Paradigma, eine ‹magische Schiefertafel› zum Entwerfen, das eine Ära neuer Möglichkeiten für Grafiker einläutete» (Poyner).
Im Kurs schlugen wir den (Spannungs-)Bogen der Postmoderne der 1970–90er Jahre in die Gegenwart und setzten so aktuelle feministische und technologiekritische Diskurse mit Positionen aus der Designgeschichte in Beziehung. Wie beeinfluss(t)en gesellschaftliche Diskurse und Entwurfswerkzeuge die visuelle Sprache von Designer:innen? Erlebt die ‹Dekonstruktion› als Methode des kritisches Hinterfragens nur eine formale Renaissance? Oder können wir uns die Prozesse systematisch aneignen und für die eigene politische und gestalterische Positionsbestimmung nutzbar machen? Kann Grafikdesign rebellieren? Und wenn ja, wie?
Die Kurskombination mit Labor und Theorie eröffnete uns die Möglichkeit, Gestaltungsprozesse aus einer technologie- und genderkritischen Perspektive zu untersuchen. Die Kooperation mit dem Museum für Kunst und Gewerbe, das 1874 mit dem Ziel gegründet wurde, Mustersammlungen für den Gestaltungsunterricht an den angeschlossenen Kunstgewerbeschulen aufzubauen, gibt uns Einblicke in eine historische Vorstellung von gestalterischen Vorbildern.